Das Erzeugen von Kälte benötigt viel Energie
Wozu braucht die Mibelle Group am Standort Buchs Kälte? Thomas Aliverti, Leiter Infra, Energie & Bau, erklärt die Zusammenhänge: "Wir erhitzen die Produkte in der Produktion, damit sie zum Beispiel geschmeidiger werden und besser verarbeitet werden können. Die meisten Produkte werden dann wieder heruntergekühlt. Und dann sind da auch die Gebäude. Wir haben keine Klimaanlage, doch wir brauchen Kälte, um die Räume zu konditionieren, damit sie nicht zu warm werden. Die Kälteerzeuger sind große Strom- und Dampfverbraucher."
Die Grundwasser-Kühlung spielt bei der Energieeinsparung eine wichtige Rolle. Die Kühlung funktioniert sicher, und es wird fast kein Strom verbraucht, sie ist also extrem effizient. Wichtig ist auch, dass die Grundwasser-Kühlung für Natur und Umwelt unbedenklich ist, dafür sorgen strenge Auflagen des Kantons Aargau: "Wir entnehmen es mit knapp 12 Grad aus dem Boden und dürfen es nur leicht erwärmt, maximal um 5 Grad, wieder abgeben. Im Umkreis von 100 Metern darf die Temperatur des Grundwassers um maximal 3 Grad ansteigen", so Thomas Aliverti.
Grundwasser kann kühlen, wärmen und als Produktrohstoff verwendet werden
Das Grundwasserprojekt umfasste den Bau von insgesamt drei Entnahmebrunnen, einen Brunnen für die Komfortkälte und zwei Brunnen für die Prozesskälte. Für die Rückgabe wurden zusätzlich fünf Sickerbrunnen gebaut. Im Herbst 2019 wurde die Grundwassernutzung in Betrieb genommen und die bestehende Eiswasseranlage und Absorptionskälteanlage demontiert. Thomas Aliverti freut sich: „Heute fliessen pro Brunnen 900 Liter Grundwasser in der Minute. Dadurch können wir rund 615.000 kWh Strom und 1.100.000 kWh Dampf einsparen. Das sind etwa 10% unseres gesamten Strom- und Dampfverbrauchs“.
Wie wird das Grundwasser genutzt?
Das Grundwasser wird nach der Kühlung direkt wieder ins Erdreich zurückgeführt. Theoretisch wäre es möglich, dass das leicht erwärmte Grundwasser durch eine Wärmepumpe fliesst, um die Wärme zurückzugewinnen und diese in den Wintermonaten für die Heizung zu nutzen. Da die Mibelle Group in Buchs ihre Wärme jedoch von der benachbarten Kehrichtverbrennung bezieht, rechnet sich dies nicht. Die Grundwassernutzung wird aber noch auf ein weiteres Niveau gebracht. Ein Teil des Grundwassers versickert, der andere Teil wird in Reinstwasser umgewandelt, welches in der Produktion der Cremes und Lotionen eingesetzt wird. Die Wasserqualität bleibt dabei absolut gleichwertig, schliesslich kommen das Grundwasser zum Kühlen und das Trinkwasser der Mibelle aus demselben Grundwasserstrom.
Unterstützt wurde die Mibelle Group beim Grundwasserprojekt durch Ingenieure der Migros Engineering Solutions. „Der Erfahrungs- und Wissensaustausch war sehr wertvoll, denn die Grundwasser-Kühlung ist auch ein Leuchtturmprojekt für die ganze M-Industrie“ resümiert Thomas Aliverti.